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Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Es geschah aber in jenen Tagen,
dass Kaiser Augustus den Befehl erließ,
den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.
Diese Aufzeichnung war die erste;
damals war Quirinius Statthalter von Syrien.
Da ging jeder in seine Stadt,
um sich eintragen zu lassen.
So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt.
(…)
Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten,
die ein Kind erwartete.
So beginnt die Frohe Botschaft von Weihnachten.
Das Evangelium beginnt nicht mit:
Es war einmal…
Nein.
Das Evangelium beginnt ganz konkret.
Es beschreibt das Jahr.
Es beschreibt die politischen Umstände.
Es beschreibt die reale Situation der Menschen,
die in den genannten Dörfern und Städten dieser Region leben.
Gott wird Mensch.
Nicht irgendwo.
Nicht irgendwann.
Nein.
Konkret.
Zu einer ganz bestimmten Zeit.
In einem ganz bestimmten Moment.
An einem ganz bestimmten Ort.
Da wird Gott Mensch.
Das ist kein Märchen.
Das ist Wirklichkeit.
In den letzten Tagen denke ich immer öfter:
Warum setzen wir den Gedanken des Evangelisten Lukas nicht fort?
Warum übertragen wir das Evangelium nicht einfach ins Heute?
Es geschah aber in den Tagen,
dass Franziskus I. Papst in Rom war
und Betram Meier Bischof von Augsburg wurde.
Frank-Walter Steinmeier war Deutscher Bundespräsident
und Angela Merkel Bundeskanzlerin.
Bayerischer Ministerpräsident war Markus Söder.
Die ganze Welt war herausgefordert durch die Corona-Pandemie.
Da kam Gottes Sohn zur Welt.
Nicht: Es war einmal!
Nein!
Hier und heute.
Nicht: Irgendwo!
Nein!
Mitten unter uns.
Das ist die Botschaft der Weihnacht.
Die Welt, in der Gott zur Welt kommt,
ist wie sie ist.
Damals wie heute.
Gott sucht sich die Welt, in der er Mensch wird, nicht aus.
Gott nimmt die Welt an, so wie sie ist.
Gott lässt sich auf die Welt ein, so wie sie ist.
Gott kommt, um diese ganz konkrete Welt mit seiner Liebe zu erfüllen.
Gott kommt zur Welt.
Gott ist da inmitten dieser Welt, die ist, wie sie ist.
Das ist die Botschaft der Weihnacht.
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
In den letzten Tagen und Wochen da versuchten einige Politikerinnen und Politiker die Menschen zu trösten.
Keine Angst!
Weihnachten findet statt!
Ich gestehe:
Ich hatte und ich habe keine Angst, dass Weihnachten nicht stattfinden könnte.
Weihnachten findet statt.
Weihnachten findet zu jeder Zeit statt.
Jede Zeit ist gut genug, dass Gott Mensch wird.
In Zeiten von Terror und Krieg kommt Gott genauso zur Welt
wie in Zeiten von Frieden und Sicherheit.
Zu den Armen kommt Gott genauso wie zu den Reichen.
Zu den Mächtigen kommt Gott genauso wie zu den Ohnmächtigen.
Es bleibt nur die Frage:
Wer nimmt Gott auf?
Wer lässt Gott zu sich ein?
Wer lässt sich auf den Gott ein,
der Mensch wird,
der ganz und gar menschlich zu uns kommt?
Wie gesagt:
Dass es Weihnachten wird, das steht außer Frage.
Wenn etwas fraglich ist, dann höchstens, wann es Weihnachten wird.
Wann fängt Weihnachten an?
Dieser Frage geht Rolf Krenzer in einem kurzen Gedicht nach.
Wann fängt Weihnachten an?
Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute bei dem Stummen verweilt,
und begreift, was der Stumme ihm sagen will,
wenn das Leise laut wird und das Laute still,
wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht
Geborgenheit, helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht, sondern du gehst,
so wie du bist darauf zu,
dann, ja dann
fängt Weihnachten an.
Wenn Sie mit mir auf das vergangene Jahr zurückblicken,
dann wird uns, so glaube ich, eines klar:
Wir warten in diesen Tagen nicht nur auf Weihnachten,
Weihnachten hat sich in den vergangen zwölf Monaten bereits an vielen Orten,
in unzähligen Momenten
durch viele Menschen
immer und immer wieder aufs Neue ereignet.
Und Weihnachten ereignet sich schon jetzt in diesen adventlichen Wochen Tag für Tag,
trotz Corona, wegen Corona.
Mitten im Dunkel dieser Tage ereignet sich Weihnachten.
Mitten in den Nächten des Lebens können die Nächte zur Weihnacht werden:
Wenn der Schwache dem Starken die Schwäche vergibt,
wenn der Starke die Kräfte des Schwachen liebt,
wenn der Habewas mit dem Habenichts teilt,
wenn der Laute bei dem Stummen verweilt,
und begreift, was der Stumme ihm sagen will,
wenn das Leise laut wird und das Laute still,
wenn das Bedeutungsvolle bedeutungslos,
das scheinbar Unwichtige wichtig und groß,
wenn mitten im Dunkel ein winziges Licht
Geborgenheit, helles Leben verspricht,
und du zögerst nicht, sondern du gehst,
so wie du bist darauf zu,
dann, ja dann
fängt Weihnachten an.
Ja, dieses Jahr hat die Welt und uns verändert.
Der Corona-Virus hat Spuren in unseren Herzen hinterlassen.
Scheinbar Wichtiges wird auf einmal unwichtig
und das bisher Bedeutungslose gewinnt an Bedeutung.
Wer zu den Schwachen und wer zu den Starken zählt,
das ist aktuell keine Rede wert:
Hauptsache alle packten mit an und helfen mit Schlimmes zu verhindern.
Ja, Corona hat uns alle miteinander kleinlaut und demütig gemacht.
Nicht nur in politischen Debatten werden die Argumente leise
und mit gebrochener Stimme ausgetauscht.
Auf einmal zählt der Mensch wieder und die Menschlichkeit.
Das Geld hat Dienstfunktion.
Und allen ist klar:
Mit noch so viel Geld kann man keinen Menschen zum Leben erwecken.
Am Ende dieses Jahres wünsche ich uns allen, dass wir im Blick zurück wahrnehmen:
Da und dort, damals und in jenem Moment, das war ja Weihnachten!
Durch dich und durch mich kam Licht in die Welt!
Mitten unter uns ist Gott Mensch geworden!
Nicht nur einmal.
Nein unzählige Male!
Ich sage allen Danke, die für Gottes Kommen in dieser Welt und in dieser Zeit offen waren.
Ich sage allen Danke, die es gerade in dieser herausforderten Zeit wie Gott gemacht haben, und einfach Mensch wurden, menschlich wurden.
Grenzen wir Weihnachten nicht aus.
Beschränken wir Weihnachten nicht auf den 24. und 25. Dezember.
Jeder Tag und jeder Moment ist gut genug, dass es Weihnachten wird.
Gott ist bereit dazu.
Es liegt an uns, ob wir Gott in uns und durch uns zur Welt und zu den Menschen kommen lassen.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht Ihnen allen
Ihr
Rainer Remmele