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Was kommt da auf mich zu?
Wie geht das weiter?
Was macht das mit mir?
Was wird aus mir?
Wie schaff ich das bloß?
Nach diesem Jahr geprägt durch Corona
dürften Ihnen und mir diese Fragen
vertraut sein.
Es sind die Fragen, die keinen kalt lassen.
Es sind die Fragen, die unter die Haut gehen.
Es sind die Fragen, die ich nicht einfach
verdrängen und wegschieben kann.
Im nächsten Moment sind sie wieder da.
Noch drängender.
Noch zwingender.
Diese Fragen lassen einem keine Ruhe. Sie sind existenziell.
Was kommt da auf mich zu?
Wie geht das weiter?
Was macht das mit mir?
Was wird aus mir?
Wie schaff ich das bloß?
Auf diese Fragen gibt es keine schnellen Antworten.
Diese Fragen lassen sich auch nicht ein für allemal beantworten.
Jede und jeder muss seine Antwort auf diese Fragen immer wieder neu suchen und finden.
Wenn wir in diesen Tagen Jesus auf seinem Weg hinauf nach Jerusalem begleiten,
wenn wir mit ihm am Palmsonntag in die Heilige Stadt einziehen,
dann treffen wir auf diesem Weg erneut unausgesprochen diese Fragen.
In der Nacht zum Freitag, nach dem festlichen Mahl mit seinen Freunden,
da sind sie plötzlich da diese Fragen.
Draußen, am Ölberg, außerhalb der hektischen Stadt,
in einem Moment der Ruhe und der Stille,
da schlagen sie zu und nehmen Jesus und sein Herz in Besitz.
Mit seinen drei Freunden gönnt sich Jesus eine Auszeit im Garten.
Die Situation ist angespannt.
Es liegt was in der Luft.
Jesus spürt: Die Stimmung kippt.
Das Blatt wendet sich gegen ihn.
Die Würfel sind längst gefallen.
Es wird nicht mehr lange dauern.
Dann werden sie kommen und ihn festnehmen.
Kann das sein?
Darf das sein?
Ist das das Ende seiner Sendung, seines Wirkens?
Was soll er tun?
Wie soll er reagieren?
Darf er all das mit sich geschehen lassen?
Soll er davonlaufen?
Soll er sich wehren?
Soll er sich ergeben?
Darf er davonlaufen?
Darf er sich wehren?
Darf er sich so einfach ergeben?
Jesus wird es heiß und kalt. Er kommt ins Schwitzen.
Sein Herz wird unruhig. Es klopft bis zum Hals.
Seine Freunde sind da.
Ja.
Aber mit seinen Fragen ist er allein.
Er nennt Gott seinen Vater.
Ja.
Aber in diesem Moment ist ihm dieser Vater so fremd,
so unbeschreiblich weit weg,
so unvorstellbar anders.
Obwohl er nach Gott seinen Vater im Gebet ruft:
Keine Antwort.
Kein Rat.
Kein Zeichen.
Keine Hilfe.
Und als Jesus wieder einen Moment aufschaut, da sieht er, was er für Freunde hat:
Sie schlafen.
Auch sie lassen ihn allein mit seinen Sorgen.
Auch auf sie kann er sich in diesem Moment nicht verlassen.
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Jahr für Jahr berührt mich diese Szene.
In dieser Stunde,
in dieser Phase seines Lebens,
da ist für alle spürbar:
Jesus ist Mensch.
Jesus ist ganz Mensch.
Jesus spielt nicht nur ein bisschen Menschsein.
Jesus geht hinein in die Tiefen des menschlichen Lebens.
Ohne Netz und doppelten Boden.
Jesus ringt um eine Antwort.
Jesus ringt um seine Antwort.
Das tut gut.
Das ist tröstlich.
Für uns Menschen ist das gut.
Für uns Menschen, die immer wieder in dieser Situation sind,
eine Antwort zu suchen auf die Fragen des Lebens.
Und nach zähem Ringen,
nach einem langen Hin und Her,
nach einer gefühlten Unendlichkeit des Zweifels und der Verzweiflung,
da fühlt Jesus, was er zu tun hat,
was es zu tun gilt.Lieben.
In der Liebe bleiben.
Voll Liebe, liebevoll bleiben.
Das und nichts anderes hat Jesus seinen Freunden vor wenigen Stunden ans Herz gelegt:
Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.
Wie sollen seine Freunde lieben können, wenn er, Jesus, seiner Liebe Grenzen setzt?
Wie sollen seine Freunde für einander da sein können, wenn er, Jesus, davonlaufen würde?
Und so wagt Jesus den Weg des Weizenkorns.
Und so wagt Jesus den Weg allen Lebens.
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Liebt und tut, was ihr wollt!
Ob der Weg ans Ziel führt?
Wer weiß!
Ob die Liebe stärker ist als Hass und Gewalt?
Wer hat es in der Hand!
Ob das Leben den Tod überwindet?
Wer kann es sagen!
Wenn, dann muss es einer wagen!
Wenn, dann müssen wir es einfach wagen!
Jesus wagt diesen Weg ... und er gewinnt:
Für sich,
für uns,
für die ganze Welt:
Das Leben!
Das feiern wir an Ostern.
Das blüht uns auf am Ostermorgen.
Das ist uns geschenkt, wenn wir auch in diesem Jahr am Grab stehen und merken:
Es ist leer!
Der Tote ist nicht bei den Toten.
Der Liebende ist bei den Lebenden.
Liebe Leserinnen, liebe Leser!
Geheimnis des Glaubens:
Im Tod ist das Leben!
Ein frohes Osterfest und den Mut zur Liebe gerade jetzt in der Pandemie,
das wünscht Ihnen Ihr
Rainer Remmele