Osterbotschaft von Direktor Rainer Remmele

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Liebe Leserinen, liebe Leser!

Was wünsche ich Ihnen in diesem Jahr zum Fest?
 
Frohe Ostern?

Irgendwie passt das nicht so richtig
mitten in der Krise,
in all den Sorgen und Ängsten,
in all der Unsicherheit und der Bedrohung.

Bleibt gesund?

Das geht!
Gesundheit können wir in diesen Tagen alle brauchen!
Und doch:
Was macht dieser Wunsch mit jemandem,
dem Gesundheit zur Zeit nicht in dem Maß geschenkt ist?
Bleib gesund, wenn jemand krank ist?
Bleib gesund, wenn sich jemand infiziert hat?
Bleib gesund, wenn jemand auf sein Testergebnis wartet?
  
Was wünscht eigentlich Jesus zu Ostern?

Die Freundinnen und Freunde von Jesus haben sich nach seinem Tod zurückgezogen.
Aus Angst halten sie die Türen verschlossen.
Aus Furcht trauen sie sich nicht mehr unter die Leute.

Sie leben in Isolation.

Und plötzlich hören sie seine Stimme:
„Friede sei mit Euch!“

Das ist sein Wunsch hinein in diese traurige Stimmung:
„Friede sei mit Euch!“

Ostern trifft selten auf eine heile Welt.
Damals wie heute.

Heute leben wir Menschen hier in Deutschland und auf der ganzen Welt zurückgezogen.
Ein Virus bedroht unser Leben.
Im Augenblick kann uns nur die Isolation schützen.

Alles wirkt entschleunigt und ruhiger.
Die Welt steht scheinbar still.

Aber der Schein trügt.

In den Herzen der Menschen brodelt es.
Die passive Ruhe macht unruhig.
Das Nichtstun-Können wühlt auf.

Und plötzlich damals wie heute seine Stimme:

 „Der Friede sei mit Euch!“

Was für ein Wunsch!

„Der Friede sei mit Euch!“

Das ist es, was wir in diesen Tagen so dringend brauchen:
Frieden!
Frieden in uns.
Frieden um uns herum.
Frieden aus uns heraus für diese Zeit und diese Welt.

Frieden, der das Dunkel sprengt.
Frieden, der die Einsamkeit nimmt.
Frieden, der von Angst befreit.

„Der Friede sei mit Euch!“

Frieden, alles, was du zum Leben brauchst.
Frieden, alles, was dich stärkt und aufbaut an Leib und Seele.
Frieden, alles, was dich versöhnt mit dir selber, mit deinen Mitmenschen, mit deinem Gott.

„Der Frieden sei mit Euch!“

Diesem Wort ist nichts hinzuzufügen.
 
 Von Herzen wünsche ich Ihnen und mir,
dass uns alle dieses Wort in dieser aufreibenden Zeit zugesprochen wird.

Von Herzen wünsche ich der ganzen Welt,
dass sich dieser Wunsch des Auferstandenen erfüllt.

Wenn der Friede mit uns ist,
dann kann aus dieser Zeit trotz allem eine gute Zeit werden.

Wenn der Friede mit uns ist,
dann kann auch in dieser Zeit für uns alle neues Leben erwachen.

Wenn der Friede mit uns ist,
dann können wir unsere Ängste überwinden,
dann können wir leben und lieben.

„Der Friede sei mit Euch!“

Ja, in diesem Jahr gibt es keinen besseren Wunsch.

„Der Friede sei mit Euch!“

Mit diesem Wort des Auferstandenen wünsche ich Ihnen allen
ein gesegnetes Osterfest.
Mit diesem Wort danke ich Ihnen allen für Ihr Menschsein in dieser unmenschlichen Herausforderung.
Mit diesen Worten glaube und hoffe ich
mit Ihnen allen
auf ein Leben in Fülle,
nach der Krise,
nach der Krankheit,
nach Trauer und Tod
für immer und ewig.

„Der Friede sei mit Euch!“

Ihr
Rainer Remmele

 

 

Wort zur Heiligen Woche von Direktor Rainer Remmele

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Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Es ist ein Kreuz!

Diesen Ausruf höre ich in den letzten Tagen und Wochen immer häufiger. Viele von uns haben seit Beginn der Ausbreitung des Corona-Virus Schweres zu tragen. Vieles was bisher selbstverständlich war, ist zur Zeit nicht möglich. Es ist ein Kreuz! Ausgehbeschränkungen, Besuchsverbote, Quarantäne, Leben auf engstem Raum, Nähe auf Distanz per Telefon und Video. Es ist ein Kreuz! Testergebnis „positiv“, Unsicherheit, Angst, Kontrollverlust über mein Leben. Es ist ein Kreuz! Wie geht das weiter? Wer hat mich angesteckt? Wen habe ich womöglich infiziert? Welche Lawine ist losgetreten? Es ist ein Kreuz!

Mit dem Palmsonntag beginnt für uns Christen die „Heilige Woche“. Nach dem Einzug von Jesus in Jerusalem folgt sein Kreuz-Weg. Und wir sind eingeladen, diesen Weg mit ihm zu gehen. In diesem Jahr spüre ich, dass nicht wir Jesus begleiten, mit ihm gehen, ihn nicht allein lassen. Nein, in diesem Jahr begleitet Jesus uns auf unseren Wegen des Kreuzes durch die Corona-Krise. In unserer Einsamkeit ist er uns nahe. In unseren Ängsten lässt er uns nicht allein. Wenn wir nicht mehr können, wenn wir am Boden sind, dann steht er zur Seite. Wo wir nicht mehr Herr der Lage sind, wo wir fremdbestimmt, festgenagelt und angebunden werden, da ist er da. Bei allem, was wir erfahren und erleben: Wir sind nicht allein.

In Bissingen, einer Marktgemeinde nicht weit von Dillingen, auf dem Weg nach Buggenhofen, da hat vor Jahren der Künstler Franz Hämmerle im Auftrag der Pfarrgemeinde einen eindrucksvollen Kreuzweg geschaffen. Die in Stein gemeißelten Szenen und Figuren begleiten die Betrachtenden in freier Natur auf dem Weg durch ihr aktuelles Leben. Zwei Stationen seines Kreuzweges sprechen mich auf dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse besonders an:

Gleich zu Beginn begegnen wir dem ratlosen Jesus, dem Jesus, der sich unsicher ist, wohin das alles führt und ob es sich lohnt, den Weg weiterzugehen.

Von all den Säulen, die sein Leben bisher getragen und gestützt haben, ist gerade noch eine Säule übriggeblieben.

Die Freunde haben sich zurückgezogen. Die Glaubensgemeinschaft hat ihn fallen gelassen. Die Jünger, die an seinen Lippen hingen, kennen ihn nicht mehr. Alle, die ihm gefolgt sind, wollen von ihm nichts mehr wissen.

Worauf kann er sich noch verlassen? Worauf kann er sich noch stützen? Was kann ihm in dieser Situation noch Halt schenken? Es sind genau die Fragen, die sich viele Menschen in diesen Tagen auch stellen. Was gibt mir Halt, damit ich auch in dieser schwierigen Situation Haltung zeigen kann? Jesus hält sich an seinem Gott fest und zeigt Haltung. Er steht auf. Er geht weiter. Er bleibt sich und seinen Werten treu: Er steht und geht für die Menschen, für das Leben, für die Liebe. Er steht und geht und tut Gutes, bleibt bei der Wahrheit. Er steht und geht und ist sich und seinem Gott treu und liebt und liebt und liebt trotz allem. Und ich? Gehe ich mit ihm?

Ein Stück weiter auf dem Weg, da treffe ich auf all diejenigen auf dem Kreuzweg, die es sich nicht nehmen und verbieten lassen, menschlich zu bleiben und zu sein:
Den Mann, der vom Feld kommt, der anderes vorhat, dem es gerade gar nicht passt und der trotzdem Jesus hilft, das Kreuz zu tragen: Simon von Cyrene.
Die Frau, die sich ihr Mitgefühl und ihre Zärtlichkeit bewahrt und gegen alle Kälte und Hartherzigkeit Jesus liebevoll mit ihrem Tuch den Schweiß von der Stirn wischt: Veronika.
Maria, seine Mutter, die ihr Kind nicht verleugnet, die ihm nahe bleibt bis zum letzten Augenblick, scheinbar schwach und hilflos, und doch Kraft spendend dank ihrer Liebe.

Klar: Das Kreuz bleibt Kreuz. Die Schmerzen bleiben Schmerzen. Die Ohnmacht bleibt Ohnmacht. Aber Menschen, die lieben, machen das Kreuz erträglich. Menschen, die lieben, lindern den Schmerz. Menschen, die lieben, ermächtigen in der Ohnmacht.

Ich spüre Tag für Tag: Es gibt sie, die Menschen, die lieben. Es werden Tag für Tag mehr, die Menschen, die auf ihr Herz hören. Sie sind so tröstlich und so heilsam, die Menschen, die ihr Herz sprechen lassen und tun, was zu tun ist, damit am Ende das Leben und die Liebe den Tod überwinden.

Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Ich lade Sie ein, in diesem Jahr den Kreuzweg Jesu in ganz besonderer Weise zu betrachten. Suchen Sie ihren Platz im Geschehen damals wie heute. Bleiben Sie sich und der Liebe treu. Gott bleibt uns treu. Nehmen wir ihn beim Wort.

Eine gesegnete „Heilige Woche“!

Ihr
Rainer Remmele


Auch wenn wir sie oft nicht sehen,
auch wenn wir sie oft auf den ersten Blick nicht erkennen:
Sie sind da.

Sie sind da, auch auf meinem Weg:
Die Frau, die sich mir zärtlich zuwendet und einfach gut tut.
Der Mann, der sich um mein Kreuz annimmt.
Die Mutter, die mich nicht aus dem Blick verliert.

Es tut gut, dass sie da sind.

Die eine reicht ein Tuch.
Der andere packt an.
Die dritte schweigt aufmerksam, verständnisvoll.

Gefährten am Weg.

Das Kreuz bleibt Kreuz.
Die Schmerzen bleiben Schmerzen.
Die Ohnmacht bleibt Ohnmacht.

Trotzdem:
Die Liebe geht zu Herzen.
Die Liebe tut gut.