Segnung des Erinnerungsorts für die Opfer des Nationalsozialismus in den Regens-Wagner-Stiftungen 

Beeindruckt von den Gedanken, Ansprachen und der musikalischen Cello-Begleitung in der Erinnerungsstunde trugen die ca. 150 Gäste rote Rosen von der Christkönigskirche zum neuen Erinnerungsort in einem ehem. Wehrturm der Dillinger Stadtmauer. Sie gedachten damit den Opfern des Nationalsozialismus in den Regens-Wagner-Stiftungen.

 

Raum und Zeit zur Erinnerung – das sollte die Erinnerungsstunde am 8. Mai 2023, dem 78. Jahrestags des Kriegsendes, in der Christkönigskirche sein, betonten Hildegard Wanner (Mitglied des Stiftungsrats) und Rainer Remmele (Vorsitzender des Stiftungsvorstands) in ihrer gemeinsamen Begrüßung.

Die Begrüßungsrede finden Sie hier >>

Sr. Martina Schmidt, Provinzleiterin der Dillinger Franziskanerinnen in der Deutschen Provinz, erinnerte in berührenden Gedanken an die über 730 „individuellen Persönlichkeiten“, die dem Nazi-Regime durch Deportation, Umverlegung und Tötung zum Opfer fielen. Auch die Ohnmacht, Hilflosigkeit, und Angst der Schwester, die damals mit den Menschen mit Behinderung zusammen lebten, schilderte sie eindrücklich. Die Schwestern waren gezwungen, Meldebögen über die Arbeitsfähigkeit auszufüllen, die über das weitere Schicksal der Menschen mit Behinderung entschieden. Bemühungen, diese vor der Deportation zu schützen, hatten keinen Erfolg. Ein unaussprechlicher „Mit-Schmerz“.

Hier können Sie die Gedanken von Sr. Martina Schmidt nachspüren >>

Als Mahnung an die heutige Generation, jede Strömung gegen unsere Demokratie und die in unserem Grundgesetz verankerte Würde des Menschen zu verhindern, sieht Alois Glück die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Präsident des Bayerischen Landtages a. D. und ehem. Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken zeigte in seiner Ansprache auch die positive Entwicklung in der Behindertenhilfe von der Absonderung hin zur Inklusion auf.

Hier finden Sie die Ansprache von Alois Glück >>

Musikalisch wurden die Gedanken und Ansprachen von der Cellistin Prof. Hyun-Jung Berger (Dozentin für Violoncello am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg) und den Studierenden Philip Heide, Pablo J. Figueroa und Changgyo Lee passend umrahmt. Mit Feingefühl und Hingabe intonierten sie Werke u.a. von Johann Sebastian Bach sowie das zeitgenössische Stück „Lamentatio“ von Giovanni Sollima.

 

Der gemeinsame und schweigende Gang der Gäste mit roten Rosen, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Gesellschaft, Kirche und Sozialverbänden sowie Menschen mit und ohne Behinderung aus den Regens Wagner-Zentren, führte von der Kirche zum Platz vor der neuen Zentralverwaltung. Der dortige ehemalige Wehrturm der Dillinger Stadtmauer wurde als Erinnerungsort von Direktor Remmele in einer kurzen Andacht gesegnet. Im Turm befindet sich eine dreiteilige Skulpturengruppe aus Beton, die von der Künstlerin Monika Stein aus dem Chiemgau gestaltet wurde, um dem Unsagbaren einen bildlichen Ausdruck zu verleihen.

 

Bei dem gemeinsamen Gedenken am ehemaligen Wehrturm las Margit Rapp, Referentin für Seelsorge den Psalm 22,2-27 in der Übersetzung von Arnold Stadler vor. 

Psalm 22 in der Übersetzung von Arnold Stadler mit Evangelium nach Matthäus >>

Gleichzeitig erinnerten auch Menschen mit und ohne Behinderung in den Regens-Wagner-Zentren mit einem gemeinsamen, verbindenden Rosen-Ritual an die Opfer des Nationalsozialismus.