In lebendiger Erinnerung an Alois Glück

In lebendiger Erinnerung an Alois Glück

 * 24. Januar 1940  + 26. Februar 2024

„Gott spricht zu den Menschen, durch die Ereignisse und Menschen, die er ihm in den Weg schickt.“ Dieser Gedanke von Martin Buber ist für meinen Glauben zentral geworden. (Alois Glück)

Vielleicht ist es dieses Wort, das das Leben und Wirken von Alois Glück am trefflichsten umschreibt. Wer Alois Glück auf seinem Weg durch die Zeit und die Welt begegnen durfte, der traf auf einen Menschen, der die Gabe hatte, achtsam und aufmerksam zuzuhören und wahrzunehmen.

Durch Nichts und Niemanden ließ er sich diese Gabe auch oder gerade im politischen Alltag als Grundlage eines wirklichen Dialogs nehmen oder in Frage stellen. Sein Gegenüber war Alois Glück in gewissem Sinn „heilig“, „göttlich“.  Welche Lebenserfahrung bringt der Mensch mit? Wie kommt dieser Mensch zu dieser oder jener Einsicht, Position? Was kann ich, können wir von diesem Menschen mit allem was ihn prägt lernen? Was möchte mir heute Gott durch diesen Menschen, durch sein Leben und das, was er mir zu sagen hat auch im Blick auf die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen sagen?

Weise der Mensch, der so denkt und so handelt! Beispielhaft der Mensch, der so lebt und damit Kirche und Gesellschaft im Großen wie im Kleinen nachhaltig prägt und gestaltet. Alois Glück hat Gott gut zugehört, wenn er zu ihm sprach durch seine, durch den Krieg verwitwete, alleinerziehende Mutter, durch das Erleben und Empfinden des bäuerlichen Alltags, durch seine Weggefährtinnen und -gefährten der Katholischen Landjungendbewegung, durch seine Frau und seine Kinder, vor allem auch seinem Sohn, der seit dem Kindesalter durch einen Behandlungsfehler mit einer Behinderung sein Leben gestalten lernen muss, durch all die Menschen, denen er in seiner Verantwortung als Politiker in unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen begegnet ist, durch all die Schwestern und Brüder in Christus, die mit ihm als pilgerndes Volk Gottes Kirche auf dem Weg waren.

Alois Glück hat Gott gut zugehört, wenn es um eine aktive und aktivierende Bürgerkultur im ländlich geprägten Bayern ging. Er hat zugehört in den hitzig geführten Diskussionen um die Atomenergie in Wackersdorf und nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Er hat gut zugehört bei der Erörterung der vielen Fragen zur Thematik Schwangerschaftsabbruch § 218 immer mit dem Ziel zu suchen und zu finden, was wirklich dem Leben dient. Alois Glück hat zugehört, auch wenn er die Haltung seines Gegenübers nicht wirklich verstehen konnte. Die römische Entscheidung zum Ausstieg aus der Schwangerschaftsberatung sei hier nur als ein schmerzliches Beispiel genannt.

So und nur so wurde Alois Glück zu der Persönlichkeit, die sich über alle Partei- und Konfessionsgrenzen hinweg höchstes Ansehen erworben hat und die mit Attributen wie „Vordenker“, „Brückenbauer“, „Vermittler“, „Werte-Instanz“ über den Tod in Verbindung gebracht werden wird.

Die Regens-Wagner-Stiftungen sind berührt, dass Alois Glück noch im letzten Jahr im Rahmen der Segnung unseres Erinnerungsortes für die Opfer durch die Nationalsozialistische Gewaltherrschaft sich auf den Weg nach Dillingen gemacht und unsere Feier mit seinen eindrücklichen Gedanken einen klaren, eindeutigen Auftrag für heute und morgen ans Herz gelegt hat.

So sagen wir von Herzen „Danke!“ für sein Leben und Wirken. Wir sagen danke, dass Gott durch ihn und seine Persönlichkeit zur Sprache kommen konnte. Wir hoffen auf ein Wiedersehen bei Gott!

Im Namen aller, die unter dem Namen Regens Wagner ein Stück ihres Lebenswegs gemeinsam gehen

 Rainer Remmele

  • Alois Glück bei seiner Rede zum Gedenken an die Opfer durch die Nationalsozialistische Gewaltherrschaft

  • Alois Glück bei der Gedenkstunde am Wehrturm

  • v.l.: Sr. Martina Schmidt, Dr. Johann Popp, Hildegard Wanner, Markus Müller, Alois Glück, Frank Kunz, Rainer Remmele