J. E. Wagner verfasst in seiner Schulzeit eine Reihe von Aufsätzen, Gedichten und anderen Texten, darunter auch einen Traktat über die Wohltätigkeit als edelste und nützlichste aller Tugenden. Wenn auch eher philosophisch-humanistisch, setzt sich Wagner darin bereits als Jugendlicher mit Gedanken auseinander, die später zum Grundprinzip seines Lebens werden sollen.
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Lösung der Zweifel. Man könnte einwenden: Jeder ist sich selbst der Nächste. So kann nur niedriger Eigennutz sprechen, der des Menschen, geschweige des Christen unwürdig ist. Ebenso: Jeder hat für sich zu sorgen etc. Nur durch Wohlthätigkeit wird die menschliche Gesellschaft eine wahre Menschenfamilie.
Mittel, sich diese Handlungsweise anzueignen. Jeder Mensch ist von Natur mehr oder weniger zur Theilnahme an dem Leiden anderer geneigt; dieses Gefühl muß er nähren, er denke sich lebhaft in die Lage des Leidenden hinein, und verfahre nach dem Grundsatze: Was du willst, daß man etc.
Überwindung der dabei vorkommenden Schwierigkeiten. a. Überwindung des Eigennutzes, b. Nichtachten des Undankes, c. Überwindung der Abneigung gegen gewisse Personen, sei es, aus welcher Ursache es wolle, des Religionshasses etc.
Schluß. Laßt uns betrachten das Schöne, das Göttliche dieser erhabenen Tugend, laßt uns überwinden die Schwierigkeiten, welche uns in unserm Streben hindern, als unwürdig des Christen, laßt uns streben, auch werkthätig unsere Gesinnung zu zeigen. ⌈...⌉
(Quelle: Augsburg, Archiv des Bistums Augsburg, PS 2335,b: Verschiedene Concepte, von 1826–x. Deutsche Aufsätze, dichterische Übungen etc., Seite 21a–22b.)