Wenn der Funke überspringt ...

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Erste Filiale der Franziskanerinnen in Höchstädt

Im Januar 1843 beziehen die Dillinger Franziskanerinnen ihre erste Tochtergründung außerhalb Dillingens in Höchstädt. Die Chronik des Mutterhauses beschreibt im folgenden Auszug den Umzug der Schwestern, die Feier zur Eröffnung der neuen Niederlassung zusammen mit der Höchstädter Bevölkerung und die dort vorgefundenen einfachen Verhältnisse.

Abbildung Originaldokument (Auszug):

Erste Filiale in Höchstädt

Übertragung des gesamten Dokuments: 

1843

Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit wollen wir das Jahr 1843 anfangen.

Der 1. Januar war der letzte Tag an dem alle meine lieben Mitschwestern noch beisammen waren; Abends wurde ein Abschiedlied von den Zoglingen gesungen denn den 2.n um 8 Uhr kamen 3 Schösen von Höchstädt eine von Dillingen und eine von Steinheim. Es war ein schmerzlicher Anblick denn alle Pensionaire weinten zusammen so auch die bleibenden und scheidenden Klosterfrauen.

Die Klosterfrauen die nach Hochstädt bestimmt waren, sind M. Ludovika Wille als Superioren, M. Bernardina Kleiber, M. Benedikta Reiter und M. Agatha Weis, dieselben begleiteten noch die Oberin und noch vier Lehrfrauen, auch der Hochwürdige H. Professor Wagner und H. Benefiziat Niedermayr. Als wir in Höchstädt ankammen war der Eingang des neuen Filial-Klosters sehr schön geziert und oben stand geschrieben Willkommen: Auch waren im untern Schulzimmer uns zu bewillkommen Herr Landrichter, die beiden Assesoren, Herr Rentbeamter, Herr Bürgermeister, alle Rathsherrn und Bevollmächtigte. Herr Stadtpfarrer, Herr Benefiziat und Herr Stadtkaplan holten um 9 mit Chorröcken angethan uns in die Pfarrkirche ab. Voraus trug man das heilige Kreuz, der Zug bewegte sich durch den Klostergarten in die Pfarrkirche wo ein feierliches Amt gehalten wurde in welchem so viele Leute gewärtig waren, daß sie die Kirche beinahe nicht fassen konnte. Nach dem Amte wurden wir wieder feierlich zurück geführt in die Klosterkirche, wo der Hochwürdige Herr Schulinspektor Mayr Pfarrer in Mörslingen eine sehr schöne und gemüthliche Anrede hielt. Als diese geendet war, hielt auch Titulo praemisso[1] Herr Landrichter auch eine passende Rede und übergab die Schlüssel des neuen Klosters der Frau Superiorin M. Ludovika; nach diesem verfügte sich alles in das untere Schulzimmer wo die betheiligten Anwesenden ein Protokol über diesen Akt unterzeichnen mußten. Um 12 Uhr Mittags veranstaltete Herr Bürgermeister ein Mahl wo die Königlichen Behörden mit uns neun Klosterfrauen speisten, auch die geistlichen Herren die uns begleiteten, so wie Herr Schulinspektor und Herr Stadtpfarrer waren zugegen. Alle waren sehr fröhlich im Herrn. Abends 5 Uhr fuhren vier Klosterfrauen wieder heim, die Oberin blieb noch einige Tage in Höchstädt. Abends fühlten wir das erstemal die heilige Armuth, wir hatten keine Kerzen zum Glücke Wachsstöcke, übrigens waren wir recht heiter und munter beisammen. – Herr Stadtpfarrer hatte auch die Güte diesen Abend noch alle Zimmer auszubenediktieren, wir schliefen die erste Nacht sehr gut.

Den 3. Januar um 8 Uhr giengen wir in die Kirche und nach derselben begann in den Schulen der Unterricht.

Den 4. besuchte uns der alte blinde Herr Stadtpfarrer.

Den 5. um 12 Uhr Mittags fuhr unser Hochwürdiger Herr Beichtvater, mit der Fr. Novizenmeisterin und M. Josepha nach Höchstädt, hörte die Höchstädter Klosterfrauen Beicht und nahm die Oberin wieder mit heim; um ¼ nach 2 Uhr waren wir schon wieder in Dillingen.

[1] Übersetzung: mit vorausgeschicktem Titel (Ersatz für die weggelassene Titulatur).

(Quelle: Dillingen, Archiv des Generalats der Dillinger Franziskanerinnen, Altarchiv, Gebundene Hauschronik 1836–1847, S. 93–95.)

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