Dankbar für das Leben von Prof. Dr. Otto Speck
Am 11. April 2023 verstarb Prof. Dr. Otto Speck, der bis zu seiner Emeritierung 1991 Inhaber des 1972 neu geschaffenen Lehrstuhls für Sonderpädagogik an der Universität München, Fakultät für Psychologie und Pädagogik, war.
Auch für Regens Wagner war er ein wesentlicher "spiritus rector" für die Entwicklung von Schulen, Vorschulen und der Frühförderung. In einer persönlichen Würdigung von Sr. Michaela Speckner wird die Verbundenheit und Dankbarkeit für sein Wirken deutlich.
Persönlicher Nachruf von Sr. Michaela Speckner:
Prof. Dr. Otto Speck war durch seine Person ein wesentlicher „Spiritus Rector“ für meine persönliche Laufbahn in meinem beruflichen Wirken bei Menschen mit Behinderung, für Generationen von Lehrerinnen und Lehrern, pädagogisch Mitarbeitende der Schulen, Vorschulen und der Frühförderung bei Regens Wagner bis heute.
Prof. Speck schrieb mir im August 1968, dass ab Herbst erstmals Lehramtsanwärter an Volksschulen ohne 2. Lehramtsprüfung die Ausbildung am Staatsinstitut für Lehrer an Sonderschulen in München machen könnten. Er hätte meine Bewerbung bereits berücksichtigt. Diese Nachricht löste in mir große Freude aus. Ich spürte plötzlich, was ich studieren möchte. Seine Menschenfreundlichkeit, sein sympathischer Blick für den Menschen schlechthin, seine besondere Einfühlung in Kinder mit einer Behinderung, seine weite Sicht über mögliche Schulsysteme über Deutschland hinaus, steckte an und war mir persönlich Richtschnur und Vorbild:
- im Aufbau der Schule und der schulvorbereitenden Einrichtung für Kinder mit einer geistigen Behinderung in Dillingen,
- im Aufbau der Tagesstätte mit ergänzender Konzeption zum Schulunterricht,
- als treibende Kraft im Aufbau der pädagogischen Frühförderung für Bayern und damit auch für die Region Dillingen,
- in der Entwicklung der ersten Konzeption für die Zusatzausbildung des Personals für heilpädagogische Unterrichtshilfen in Bayern, - initiiert von Prof. Speck mit Dr. Dieter Fischer - bei der ich als Ausbildungsleiterin in der schulpraktischen Ausbildung der Mitarbeitenden an schwäbischen Schulen für Geistigbehinderte berufen wurde,
- aber auch in allen Führungsaufgaben, die mir im Laufe der Jahre für und mit Menschen mit Behinderung anvertraut wurden.
Prof. Speck interessierte sich persönlich für die Weiterentwicklung der vielen wachsenden Angebote und Dienste für Menschen mit Behinderung in Bayern.
1999 hielt er z.B. beim Fachtag zum 30jährigen Jubiläum der Regens-Wagner-Schule in Dillingen die Festrede.
Ich denke an sein einprägsames politisches Plädoyer bei der Einweihung der Förderstätte und der Wohnangebote bei Regens Wagner Hohenwart im Jahr 1998. 2003 war er unser Festgast beim 125jährigen Jubiläum von Regens Wagner Hohenwart.
Viele Mitarbeitende der Schulen sehen in Prof. Speck den „Vater der Sonderpädagogik“ und behalten ihn als charismatische, beeindruckende Persönlichkeit in Erinnerung, ein Mahner für die Würde des Menschen bis zum Tod und des Rechtes auf nicht unter ökonomischen Aspekten verhandlungsbare Bildung für alle Kinder, auch mit einer schweren Behinderung.
Ich verbinde mit seiner Person den „sonderpädagogischen Frühling“ für Kinder mit einer geistigen Behinderung, den wir in Bayern mit ihm auf den Weg bringen konnten. Ich bin dankbar für eine innere Verbindung mit ihm bis ins hohe Alter durch Brief- und Telefonkontakte, in der er u.a. von seiner Kunst im Bewältigen des Alltags im Altwerden erzählte und wir herzlich miteinander lachen konnten.
Sr. Michaela Speckner