Unter diesem Wort teilen jeden Monat Frauen und Männer, die Leitungsverantwortung bei Regens Wagner haben, ihre Gedanken, Empfindungen und Erfahrungen, die ein Ausspruch von Regens Johann Evangelist Wagner und Schwester Theresia Haselmayr in ihnen ganz persönlich zum Klingen gebracht hat, mit allen Interessierten. Gleichzeitig sind Sie als Leserinnen und Leser eingeladen, sich Ihren eigenen Reim auf diese Worte zu machen.
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Nach-KLANG von Stefan Glaser (Gesamtleitung Regens Wagner Erlkam)
Gut sein? Bedeutet das, eine gute Leistung zu erbringen? Ganz vorne mit dabei sein? Besser als andere zu sein? In unserer vielfach doch sehr leistungsorientierten Gesellschaft könnte man das Zitat von Regens J. E. Wagner so interpretieren. Ich denke jedoch, dass für J. E. Wagner „Gut sein“ bedeutet, anderen Menschen wohlwollend zu begegnen. Den Wert des Gegenübers zu erkennen und die Person zu respektieren. Für mich beginnt es damit, eine andere Person wahrzunehmen und mir bewusst zu machen, dass jede Person, der ich begegne, meinen Alltag mitgestaltet. Die Mitmenschen sind das wirklich Wichtige, das Wesentliche im Leben. Und den wichtigen Dingen im Leben sollte man mit einer positiven und guten Einstellung begegnen. Nur so kann das Zusammenleben in unserer Gesellschaft funktionieren.
Nach-KLANG von Andreas Fersch (Gesamtleitung Regens Wagner Lauterhofen)
Dieses Zitat will mich dazu ermutigen, mich von alten Gewohnheiten und Denkmustern zu befreien. Etwas Neues zu wagen, fällt mir nicht schwer. Oder doch? Ganz so einfach ist es nicht. Liegt es nicht auch in meiner Verantwortung, Gutes zu bewahren? Etwas Gutes, langsam Gewachsenes durch einen neuen Trend zu ersetzen, nur weil jemand sagt „Das macht man heutzutage so“, fühlt sich nicht gut für mich an. In meinem Verantwortungsbereich muss ich dafür sorgen, dass wir uns im Hier und Jetzt zurechtfinden und zugleich für die Zukunft gewappnet sind. Es reicht nicht aus, sich auf Erfolgen auszuruhen. Weiterentwicklung gelingt, wenn wir kritikfähig und offen für Neues sind. So meistern wir die Gegenwart und die Zukunft. Im Nachklang zieht es mich hin zur goldenen Mitte zwischen Konsolidierung und Veränderung. Gutes bewahren! Gemeinsam Neues wagen! So fühlt es sich gut an.
Nach-KLANG von Matthias Albrecht (Gesamtleitungen Regens Wagner Holzhausen)
Es ist ein großes Privileg, die Arbeit von Regens Wagner und Theresia Haselmayr mit und für Menschen mit Behinderung unter deren Zeichen und in deren Sinne weiterführen zu dürfen. Wir leben in einer Zeit, in der Angst und Gefahr so nah und spürbar sind wie lange nicht mehr; wir erleben Flüchtlingswellen, Klimawandel, Pandemie und Krieg, mitten in Europa. Gerade in unruhigen und unsicheren Zeiten stehen wir als Führungskräfte vor der Herausforderung, Zuversicht und Stabilität auszustrahlen und den Anforderungen an uns mit einem Lächeln positiv zu begegnen. Wir haben den Auftrag, trotz aller großen und kleinen Gefahren, die Versorgung und Teilhabe derer, die unserer Hilfe benötigen, sicherzustellen. Und genau da sendet Gott uns einen stärkenden Engel in jedem, der sich gemeinsam mit uns für Schwache und Hilfsbedürftige einsetzt, in allen Mitarbeitenden, die den Betrieb in unserer Einrichtung ermöglichen, um Gottes Licht und Gnade an die Menschen weiterzugeben, die uns anvertraut sind.
Nach-KLANG von Paula Wagner und Werner Weyers (Gesamtleitungen Regens Wagner Hohenwart)
Dieses kraftvolle Wort von Regens Johann Ev. Wagner begleitet uns bei Regens Wagner Hohenwart schon seit dem Jahr 2007. Damals feierten wir den 200. Geburtstag unseres Gründers. In den Jahren zuvor durften wir die rasante und spannende innere und äußere Entwicklung der Einrichtung auf dem Klosterberg erleben und mitgestalten. Mit einer atemberaubenden Intensität wurde das geschichtsträchtige Kloster in ein modernes regionales Zentrum der Behindertenhilfe um- und ausgebaut. Den Verantwortlichen in der Gesamtleitung und Bereichsleiterkonferenz ging es dabei immer darum, durch die positive Gestaltung der Gegenwart für und mit Menschen mit Behinderung zuversichtlich in die Zukunft schauen zu dürfen. Ermutigt durch das Wort von J. E. Wagner und motiviert durch das Schaffen unserer Vorgängerinnen und Vorgänger wollen auch wir – zusammen mit allen Kolleginnen und Kollegen – durch unsere Arbeit unser „Heute“ gewinnen.
Nach-KLANG von Stefan Leser (Gesamtleitung Regens Wagner Dillingen)
In kaum einer Epoche war es einfacher als heute, aufrichtig zu sein. Zumindest formal ist der Rahmen dafür gegeben. Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Glaubensfreiheit … alles Grundrechte die mir zustehen. In kaum einer Epoche war es allerdings auch einfacher als heute, mich der Aufrichtigkeit zu entziehen. Fake News, alternative Fakten und Influencer sprießen wie Pilze aus dem Boden und es wird wohl immer schwerer, Einhalt zu gebieten. Gleichzeitig habe ich auch den Eindruck, dass sich schon gewisse Leitmeinungen durchsetzen. Ein Schwimmen gegen den Strom wird in meiner Wahrnehmung trotz aller Grundrechte emotional schwieriger – und dennoch sind wir verpfl ichtend in einer freien Gesellschaft darauf angewiesen, dass Meinungspluralismus geschützt wird und als wertvolles Gut anerkannt wird. Aufrichtigkeit erfordert heute genauso viel Mut wie in früheren Zeiten und ist ohne Toleranz nicht lebbar - "Stoßen" ist halt schon vom Wortbegriff her unangenehm und tut weh. Auf geht’s!
Nach-KLANG von Sr. Roswitha Heinrich, OSF (Generaloberin der Dillinger Franziskanerinnen)
Lebenserfahrung – kein billiger Trost – Hoffnung, das spricht aus diesem Wort von Meisterin Theresia Haselmayr. Nur ein gelassener Mensch, der in guten und schlechten Lebenserfahrungen der Zuwendung Gottes vertraute, kann eine solche Ermutigung glaubwürdig weitergeben. Was gibt mir Ruhe und Gelassenheit in meinem Alltag, der mir oft viel abverlangt? Es ist das Vertrauen in den Gott des Lebens, in den Gott Jahwe, dem „Ich-bin-da-für dich“. Nehmen wir diese Zusage mit in unseren Alltag hinein, öffnen wir uns für das Heute, tun wir das Leistbare, dann wird uns das scheinbar Unmögliche von IHM geschenkt! Gott schenkt meinem, deinem, unserem Leben das Gelingen. Fürchte Dich nicht – lebe! Denn Gottes Zuwendung bleibt uns felsenfest zugesagt.
Nach-KLANG von Claudia Ruf-Hegele (Gesamtleitung Regens Wagner Glött)
Regens Wagner wusste damals vor 175 Jahren vermutlich nicht, ob alles klappen würde, als die Idee entstand, eine Einrichtung für gehörlose Menschen zu gründen. Vermutlich gab es auch damals 1.000 Gründe, es nicht zu tun. Trotzdem hat er gemeinsam mit Sr. Theresia Haselmayr einfach angefangen und es angepackt. Im Vertrauen auf Gott und vermutlich auch im Vertrauen in sich selbst und auf die Weggefährtinnen und Weggefährten, die ihn bei der Verwirklichung dieser Idee unterstützt haben. Lassen wir uns als Führungskräfte immer wieder von diesem Mut anstecken! Von dem Mut, neue Wege zu gehen, zu handeln, zu entscheiden und manchmal einfach mal zu „machen“ in der Hoffnung und dem Vertrauen, dass es gut werden wird. Lasst uns immer wieder bewusst sein, dass wir nicht alle Eventualitäten und Entscheidungen trotz bester Planung bis ins letzte Detail absichern und abwägen können. Das heißt trotz allem, dass wir Führungsentscheidungen in unserer Verantwortung für die Menschen mit Behinderung in der wir stehen, überlegt, besonnen und verantwortungsvoll treffen müssen. Regens Wagner hat uns ein Beispiel dafür gegeben, dass es Gottvertrauen und Mut braucht, wenn etwas Neues und Gutes entstehen soll.
Nach-KLANG von Sr. Regitta Michel, OSF
Der Alltag besteht aus einer Fülle von unterschiedlichsten Tätigkeiten und Aufgaben. Vieles ist dabei so selbstverständlich, dass nur dann darüber gesprochen wird, wenn etwas vergessen oder nicht erledigt wurde. Gerade die routinemäßigen Aufgaben können manchmal nerven und kosten Überwindung. In dem Wort von Regens Wagner: „Wer Kleines mit großer Liebe tut, tut auch Großes“, steckt ein Stück Lebensweisheit. Die kleinen Dinge, den Kleingram, die Alltäglichkeiten mit Liebe tun! Das bedeutet: Gegenwärtig da sein im Augenblick, im Jetzt stehen mit allen Sinnen, mit meinem ganzen Sein. Ein täglich wiederkehrender Weg kann gedankenlos und rasch oder sehr bewusst gegangen werden. Das Eintauchen in die Gegenwart lädt ein, die frische Luft einzuatmen und das Wohltuende zu spüren, sich je nach Jahreszeit von der Sonne, vom Regen, vom Wind oder vom Schnee beschenken zu lassen. Es gilt wahrzunehmen, aufzunehmen und zu verkosten, ganz da zu sein. Wir sind eingeladen, uns immer wieder neu dieser Herausforderung zu stellen. Der Tag bietet dazu viele Möglichkeiten. Lassen wir uns überraschen vom Zauber der kleinen Dinge, vom Glanz der Gegenwart.
Nach-KLANG von Lars Heimke (stellvertretende Gesamtleitung Regens Wagner Rottenbuch)
Die Entwicklung des Menschen beginnt bereits vor seiner Geburt. Das ungeborene Lebewesen hat keinen Einfl uss darauf, an welchen Ort, in welches soziale Umfeld und in welcher körperlichen Verfassung es geboren wird. Vor, während und nach der Geburt beeinflussen unterschiedliche Faktoren seine Entwicklung. Der Mensch kann mit vorhandenen und erworbenen Fähigkeiten seine Mitmenschen und die von Gott geschaffene Natur positiv und negativ beeinfl ussen. Die Folgen von Gier, Machtstreben und Egoismus vieler Menschen sind neben großer sozialer Ungleichheit in der Weltbevölkerung der direkte Eingriff des Menschen in die Schöpfung Gottes. Das ständige Streben nach Wachstum, Perfektionismus und einer Vollkommenheit hat der Menschheit und der Natur geschadet. Deswegen ist ein Umdenken und eine Veränderung in der gesamten Weltbevölkerung notwendig, um eine Selbstzerstörung der von Gott geschaffenen Schöpfung zu verhindern. Dies kann mit einem Vertrauen in Gott und seine Vergebung sowie der Besinnung auf die Grundprinzipien der Nächstenliebe, Achtsamkeit, Toleranz und die Akzeptanz von Vielfältigkeit gelingen.
In diesen Worten, die sicher auch Franziskus beeindruckt hätten, klingt für mich natürliche Seelsorge an. Damit es meiner Seele gut geht, braucht es keine schlau klingenden Worte, teuren Komfort oder immer mehr Erlebnisse. Damit es meiner Seele gut geht, genügt ein einfacher Spaziergang in der Natur, der Duft einer Rose oder das Streicheln eines weichen Tierfelles. Das ist wie Poesie: Die Sinne öffnen, ganz in den Moment eintauchen. Durch die Vielfalt und Schönheit der Natur spricht Gott direkt in meine Seele. Der Appell aus dieser Botschaft ergibt sich somit von selbst: Verantwortung und Schutz der Natur. Hoffentlich geben wir unser bestes! In vielen unserer Zentren gibt es Gärten mit Kräutern, Blumen, Bäumen, auch Pferde, Esel, Alpakas, Hühner und vieles mehr … und der Mensch ist mittendrin. Einfach paradiesisch! Geben wir der Verbindung von Mensch und Natur Raum, damit tief in uns etwas zum Klingen kommt. Das ist auch Seelsorge!
Wenn ich hier sitze und diesen Worten RAUM gebe, werden Sätze wie … Zeit ist Geld, … immer schneller, immer höher, immer weiter, … Hauptsache „Haken dran“, kleiner. Die Sätze verlieren an Bedeutung, „verlassen den RAUM“. An ihre Stelle treten die Worte … Zeit ist wertvoll, … Eile mit Weile, … Ruhe sticht Schnelligkeit.
Und ich nehme für mich mit:
Wenn ich was bewegen will, heißt der Weg nicht Schnelligkeit sondern Strategie. Wenn ich was erreichen will, kommt es darauf an mir Zeit zu nehmen, in Ruhe die Lage zu bewerten, wichtige Aspekte zu erkennen, um mein Tun danach ausrichten zu können. Wenn mein Weg zum Sieg führen soll, ist es geboten die Zeit zuzulassen, die es braucht um zu entstehen, wachsen und reifen zu können. Wenn ich was bewegen will, bin ich gefordert immer wieder Geduld aufzubringen, mit Ruhe und einem Stück Gelassenheit, Neues werden zu lassen, Begonnenes weiterzuführen. Warten können zur rechten Zeit – ist FÜR MICH ein sicherer Weg zum Ziel.
Die Begleitung von Menschen mit und ohne Behinderung stellt uns in unserer Arbeit vor große Herausforderungen. Liebe und Vertrauen in uns selbst, in Gott und in unsere Gegenüber sind unverzichtbare Begleiter, sich diesen Herausforderungen zu stellen und sie zu bewältigen. Johann Evangelist Wagner trug die christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe in sich. Er unterstützte gemeinsam mit Theresia Haselmayr und den Dillinger Franziskanerinnen die Menschen am Rande der Gesellschaft. Geleitet von Nächstenliebe und Selbstlosigkeit ermöglichten sie ihnen Teilhabe, Bildung und Gemeinschaft. Heute sind vor allem die Fachlichkeit und das Wissen um Medizin, Pädagogik und Psychologie wichtige Pfeiler in unserer Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Doch was wäre all unser Tun und Handeln ohne die Liebe? Das Vertrauen in uns und andere, manifestiert durch Glauben und Liebe, ist eine sprudelnde Quelle, aus der wir schöpfen dürfen, um uns mit Kraft und Zuversicht für unsere Aufgaben zu versorgen. „Die Liebe knausert nicht“ – wir dürfen sie großzügig verschenken!
Verstand und Herz – Ratio und Emotion
Gott hat uns genauso erschaffen und uns beide Fähigkeiten geschenkt. Wir sind keine Maschinen, deren Logarithmen exakte Ergebnisse liefern. Wir sind Menschen, deren Entscheidungen mit Herz und Verstand getroffen werden. Das macht uns aus und macht uns menschlich. Und manchmal ringen wir um vermeintlich richtige Lösungen, wenn rationale und emotionale Betrachtungen einer Situation unvereinbar scheinen. Ich denke jeder kennt dieses Problem. Gerade in einer Leitungsposition trifft man tagtäglich viele Entscheidungen, die nicht immer von allen nachvollzogen werden können. Aristoteles' Satz: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“, kommt mir hier in den Sinn. Jeder von uns bringt nicht nur seine Fähigkeiten, sondern seine Erfahrungen, seine Bedürfnisse, seine Persönlichkeit ein. Diese vielen Eigenschaften der eigenen Person und des Gegenübers lassen unzählige Möglichkeiten des Handelns offen. Deshalb bitte ich täglich darum, dass Gott mir einen klaren Verstand schenkt, der im regen Austausch mit meinem Herzen steht, um die täglichen Herausforderungen in seinem Sinne zu bewältigen.
Mir ist aufgefallen, dass Sr. Theresia Haselmayr dieses Wort sinngemäß bei vielen Entscheidungsfindungen in ihren Briefen gebraucht hat, z. B. im Brief an den sehr fordernden Pfarrer von Au am Inn. Er hat hohes Interesse, dass Schwestern von Dillingen kommen und das vom Staat enteignete Kloster wieder zur Blüte bringen.
Selbstsicher stellt er eine Forderung nach der anderen, wie die nach einer dauerhaften Absicherung. Sr. Theresia analysiert sehr genau, was der Pfarrer fordert. Sie geht auf Fragen ein und hinterfragt Argumente. In souveräner Abwägung nimmt sie den Pfarrer in ihre eigene Grundüberzeugung mit hinein, als ob sie sagen möchte: Halt an – hab etwas Geduld – welche Beweggründe veranlassen Dich, lass die Dinge reifen: „Ist die Sache Gottes Werk, so kommt es zustande!"
In meiner Verantwortung in vielen Leitungsaufgaben kenne ich diese Ungeduld. Es lohnt sich nachzuspüren: Was macht dieses Wort mit mir? Woher hat Theresia diese gelassene Sicherheit? Was treibt mich an – welche Beweggründe? Lasse ich Raum für Gottes Wirken in meinem Planen und Handeln?
Diese Worte führen mich immer wieder zu einer prägnanten Stelle im Neuen Testament: Der „Emmausgang“ der beiden Jünger am Ostermontag. Nicht wissend, dass es Jesus ist, legen die Jünger ein Stück des Weges mit dem auferstandenen Herrn zurück und kehren schließlich mit ihm ein. In ihrer Trübsal erkennen sie ihn nicht. Es dämmert ihnen erst, als er sie verlassen hat: „Brannte uns nicht das Herz?“. - Für mich spiegelt sich darin die Wahrheit, dass ich in der Gewissheit meines Gottes leben und „meinen Weg“ gehen kann - mit den großen und kleinen Aufgaben, in allen Herausforderungen, Krisen und Nöten, aber auch den schönen und erfüllenden Momenten – und mit meinen Fehlern und Macken. Ich weiß, der auferstandene Herr ist da und geht mit mir, selbst wenn ich ihn manchmal – wie die Jünger - nicht (gleich) erkenne. So kann ich mich selbst im größten Tumult darauf verlassen, ihn an der Seite zu haben. In dieser Gewissheit gehe ich ruhig meinen Weg – meine Aufgabe - weiter. Ich spüre Ruhe in mir – und mein Herz „brennt“.
Das Zitat „Es gibt keine Rose ohne Dornen“ von Regens J. E. Wagner bedeutet für mich heute:
Ich akzeptiere, dass das Leben anstrengend, ungerecht und voller Probleme sein kann. Ich höre auf zu jammern, packe an, lasse mich nicht unterkriegen, entwickle Lösungen und finde Kompromisse. Ich möchte glücklich und ausgelassen sein. Ich genieße das Leben in vollen Zügen, wenn die Blüte des Glücks für kurze Zeit erwächst. Mit ihrer Pracht und ihrem betörenden Duft entschädigt sie für mich vieles.
Mit Geschenken ist das so eine Sache. Da gibt es verschiedene Umgangsweisen.
Das „Höflichkeitsgeschenk“, vielleicht auch noch etwas geschmacklos oder das
aufmerksame Geschenk eines gut Beobachtenden, der weiß was mir gefällt.
Gottes Geschenk gehört für mich zu letzterem Beispiel. Jedes Leben ist ein
Geschenk Gottes. Ich kann darauf vertrauen, dass es gut wird. Und ich verspüre
den Impuls es gut werden zu lassen, mich redlich zu bemühen auch meinen Teil
zu einem gelingenden Leben beizutragen.
„Mach's wie Gott, werde Mensch“ – ein vielzitierter Spruch, der aber für mich
immer wieder aufzeigt, worauf es im Leben ankommt, wie ein gelingendes Leben
aussieht. Ich darf ganz Mensch sein, mit Stärken und Schwächen. Ich muss mich
nicht beweisen – niemandem. Ich kann mir auch einmal genügen. Das macht mir Mut.
Engel. Gibt´s überhaupt Engel? Haben wir sie bisher in unserem Leben erfahren? Was glauben wir? Dass Gott uns (Schutz-) Engel an die Seite stellt? Wenn wir das glauben, dann sind sie immer wieder spürbar da. „Der Mensch könnte seinem Bruder ein Engel sein“. Was denke ich, wenn ich das lese? Was denken Sie? Ich glaube an die Engel, die ER uns zur Seite stellt. Jedem von uns. Und ich denke: Was darüber hinaus immer zählt, das sind wir selbst. Es ist unsere Entscheidung: Wollen wir IHM mit seinen Engeln Raum geben in unserem Leben? Dann nehmen wir wahr, dass auch Menschen uns zum Engel werden können. Wenn ER uns einem Menschen begegnen lässt, den wir gerade brauchen. Und – es ist wieder unsere Entscheidung: Wollen wir einander Engel sein? Denn auch du und ich – wir können für andere zum Engel werden. Für Freunde, für Fremde, für Nachbarn, für Menschen mit Behinderung. Wenn wir es wollen und dem Ruf folgen. Wenn Sie mögen, dann wünsche ich Ihnen heute einen Engel. Vielleicht nehmen Sie ihn wahr. Bleiben Sie engelbehütet.
Dieses Zitat erinnert und motiviert mich täglich neu, meine berufliche Professionalität zu hinterfragen. In meiner Führungsverantwortung stelle ich mir täglich die Frage nach meiner persönlichen Haltung gegenüber den Mitarbeitenden. Im Zitat spricht M. Theresia Haselmayr über Liebe, die für mich als Synonym für Wertschätzung steht. In so vielen zwischenmenschlichen Begegnungen geht es um fehlende, aber erhoffte und gesuchte Wertschätzung. Gesehen und geschätzt zu werden erscheint mir als eine immense Sehnsucht; egal ob im privaten Umfeld oder als Mitarbeitende und Führungsperson, egal ob als Mensch mit oder ohne Behinderung. Doch wann, wie und wo schätze ich wert? Jemand wertzuschätzen fällt mir leichter, wenn ich ihm gegenüber eine positive innere Bewertung verspüre oder die Situation als besonders gut empfinde. Aber was ist mit den Begebenheiten, mit denen ich negative Assoziationen verbinde? In all diesen herausfordernden Situationen verbirgt sich die besondere Chance, mein Gegenüber wertzuschätzen. Auch wenn es mir nicht immer gelingt, werde ich doch durch die Worte von M. Theresia Haselmayr stets daran erinnert und dafür ermutigt!
Am Abend blicken wir nicht nur nach vorne, sondern auch auf den vergangenen Tag zurück. Täglich schenkt uns Gott viele Erlebnisse und Begegnungen. Die Bitte an Gott heißt, das Wesentliche zu erkennen, weg von den Selbstverständlichkeiten hin zur Wahrnehmung auch kleiner Dinge und Gesten. Die Corona-Pandemie ist für uns herausfordernd und führt uns an Grenzen. Wir werden ständig neu mit schweren und kurzfristigen Entscheidungen
konfrontiert. Auch wenn die Lösungen nicht immer optimal sind, gibt es gerade in Krisenzeiten viele Gelegenheiten, das Richtige zu tun. Lassen wir uns darauf ein, diese zu erkennen und die Chancen eines jeden neuen Tages zu sehen. Und gönnen wir uns gerade an belasteten Tagen den ruhigen, ausruhenden Rückblick, ohne Hadern oder Vorwürfe. Die Ruhe gibt uns die dringend benötigte Kraft für den nächsten Tag. Die Bitte nach Gottes Führung entbindet uns nicht von unserem Tun, aber sie zeigt, dass wir nicht allein unseren Weg suchen müssen. Ohne Angst und Sorge dürfen wir dabei das Vertrauen haben, dass Gott uns den richtigen Weg zeigt. Sein Beistand kann jeden Tag zu einem gelebten Tag werden lassen.
Ein Funke ist ein kleines Teilchen, eine Spur von etwas, und hat dennoch die Fähigkeit, ein Feuer zu entfachen. Früher war Feuer essenziell, schon immer braucht der Mensch Feuer für Energie, Wärme, Licht und zum Kochen.
In der Zeit um 1847 war all das weniger selbstverständlich als heute und doch ging J. E. Wagner bereits einen Schritt weiter, für ihn war auch ein inneres „Brennen“ für die Aufgabe maßgeblich. Er brannte für die Hilfsbedürftigen in der Gesellschaft. Seine Ideen waren alleine nicht umzusetzen, er brauchte die Dillinger Franziskanerinnen, bei ihnen entfachte er Feuer für seine Ideen.
So werden bis heute für die Aufgaben bei Regens Wagner Menschen gebraucht, die dafür brennen, anderen zu helfen, ihnen zu assistieren und mit ihnen gemeinsam ein Stück Weg zu gehen.
Der Hl. Augustinus sagte einmal: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“ Positive innere Überzeugung, ein fester Wille und klare Ziele können Großes bewegen. Auch in der heutigen Zeit braucht es dafür die zündende Idee und Brennstoff.
Durch Jesus wird der „Gott mit uns“ sichtbar, erfahrbar, erlebbar. Ich habe in meinem Zimmer eine schöne Holzplastik, die den „Gang nach Emmaus“ darstellt. Jesus aufrecht und die beiden Jünger gebeugt, einer lässt den Kopf hängen. Eine bekannte und hoffnungsvolle Szene.
Wir sind nicht allein auf dem Lebensweg, nicht allein in schweren und nicht allein in guten Zeiten. Wie die Emmaus-Jünger dürfen wir uns Gott anvertrauen und dann mit Wagemut handeln.
Regens Joh. Ev. Wagner war oft unterwegs zu Fuß in dem Bewusstsein, dass Gott mit ihm geht. Im Unterwegssein hat er seine Sorge für Menschen mit Behinderung, für Menschen am Rande der Gesellschaft, Gott anvertraut. Im Vertrauen auf Gott hat er zusammen mit Sr. Theresia Haselmayr Wege gefunden, dass Menschen mit Behinderung sich entfalten und ein würdevolles Leben führen können.
Der Auftrag an uns: Für Andere, insbesondere für Menschen am Rande der Gesellschaft, Wegbegleiter sein.
Was hat sich Johann E. Wagner denn nur bei diesem Ausspruch gedacht? Etliche Dinge fallen mir ein, die Wortklauberei und Interpretation beginnt.
Dass geschliffene Edelsteine nicht zu verachten sind, leuchtet sofort ein. Durch diese wird Frau und Mann reich, bekommt Ansehen, schmückt sich mit diesen. Jetzt sind unsere Edelsteine in dem Zitat jedoch nicht geschliffen – aber Edelsteine sind es, immerhin. Bezogen auf uns Menschen, auf all die Menschen, die wir bei Regens Wagner gemeinsam begleiten und die hier arbeiten, finde ich für mich einen sehr ansprechenden Vergleich zu dem Ungeschliffenen.
Wir alle haben Ecken und Kanten. Sind vielleicht sogar schon an der ein oder anderen Stelle ramponiert, aber eben auch (noch?) nicht geschliffen. Dies alles jeden Tag aufs Neue zu akzeptieren, sich mit dieser Wahrheit zu arrangieren, motiviert mich, wenn ich dieses Zitat lese. Zu Verachten ist nichts und niemand. Sich darauf im Alltag zu besinnen, ist manchmal herausfordernd. Jedoch die blitzenden Stellen im Ungeschliffenen zu erkennen, ist manchmal schöner, als vielleicht von zu viel Glanz eines auf Hochglanz geschliffenen Edelsteins geblendet zu werden.
Genau hinschauen und das Positive sehen – ich meine, das hat sich Regens Wagner dabei gedacht.
Diese Worte von Johann Evangelist Wagner können, in die heutige Zeit übertragen, wie so viele andere Aussagen unseres Gründervaters auch, kaum zutreffender sein!
Die Sonne oder auch im weiteren Sinne - das Positive - ist immer da. Auf das können wir uns verlassen!
Sie verschwindet nicht einfach. Aber ja, Wolken können uns zwischenzeitlich den Blick verhüllen, Sorgen und Ereignisse uns die Sicht „versperren“.
Die Corona Pandemie ist vielleicht ein gutes Beispiel in diesem Zusammenhang. Trotz aller Widrigkeiten und Einschränkungen besinnen wir uns in der Krise endlich wieder einmal auf Grundlegendes, erkennen wir was wirklich wichtig ist, sehen, hören und erspüren die Natur neu.
Wir rücken in der Familie und am Arbeitsplatz, trotz so mancher Gebote, enger zusammen. Wir schätzen und vermissen auf einmal das, was so selbstverständlich war und erst wieder werden muss. Vielleicht müssen bestimmte Dinge auch nicht mehr werden - muss der Mensch alles können?
Und dennoch erfreuen wir uns immer an deiner Sonne, auch auf das „Danach“, ohne Schleier …
Kirche, Religion, Glaube - auf dem Hintergrund der Missbrauchsfälle, Finanzaffären, Diskussionen um die Rolle der Laien und Frauen wenden sich immer mehr Menschen von den Kirchen ab, finden keinen Halt und keine Orientierung mehr im Glauben. Auch die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen, Probleme und Ängste lassen viele an der Existenz Gottes zweifeln.
Gott scheint sich nicht um unsere Probleme zu kümmern! Sind Gott meine Anliegen egal? Müsste ich ein besseres Leben führen, damit Gott meine Gebete erhört?
Hilfe, ich verstehe Gott nicht! Wenn Gott nicht wie erwartet handelt, unsere Wünsche und Anliegen nicht erfüllt, sind wir enttäuscht, stellen seine Liebe und Existenz in Frage.
Aber können wir Gott jemals verstehen? Johann Ev. Wagner hat Gott auch „nicht mit dem Verstand, sondern in der Liebe … gefunden.“
„Wer Gott im Herzen trägt, der hat nicht weit zu ihm“ bedeutet für uns, sich von christlichen Werten wie Nächstenliebe, Hoffnung, Toleranz, Barmherzigkeit, Ehrfurcht vor dem Leben im privaten und beruflichen Alltag getragen zu fühlen. Diese Werte finden sich auch im Leitbild von Regens Wagner. In der Begleitung der Klientinnen und Klienten, im täglichen Miteinander und in Begegnungen erfahren und spüren wir Toleranz und Offenheit gegenüber Fremdem und Neuem, Achtsamkeit und Wertschätzung gegenüber Klientinnen und Klienten, den Angehörigen und Mitarbeitenden.
Gott erspart uns nicht Probleme, Enttäuschung, Verlust, Trauer, Krankheit und Leid. Wir dürfen aber gewiss sein: Er ist immer bei uns! Er ist in mir und in Dir!
Gott ist uns näher als wir uns selber sind.
Der hl. Paulus schreibt in 1Kor.3,16 „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“
Eine Wohnung in mir selber, einfach so geschenkt aus Liebe!
Jederzeit steht sie mir zur Verfügung.
In mir, in meinem Herzen lebt Jesus und wartet auf mich.
Warum suche ich IHN, Gott weiß wo?
Ist das Fernweh nicht oft Heimweh nach diesem Ort der Ruhe?„All unsere Sehnsucht, ist letztendlich Heimwanderungssehnsucht nach Gott.“
(H. Hesse)Einkehren, ausruhen, neue Kraft schöpfen, einfach da sein, einfach ich sein - dazu lädt uns Jesus immer wieder ein.
„Kommt alle zu mir, ich werde euch Ruhe verschaffen.“ Mt.11,28Er ist die Kraftquelle, die mir neues Leben schenkt.
Dieses Lebens-und Liebesangebot brauche ich!
Das brauchst Du!
Das brauchen wir als Dienstgemeinschaft von Regens Wagner.Singen wir es einander zu:
„Du bist so fern. Du bist so nah. Du bist so anders und doch da. Du bist im Leben. Du bist im Tod. Du bist die Liebe guter Gott.“ GL. Nr. 850
Der Stein steht bei Johann Evangelist Wagner für etwas, das auf den ersten Blick als unüberwindbares Hindernis erscheint. Die Hindernisse konnten für ihn vielfältig sein. Wurde von der königlichen Administration keine Bewilligung erteilt? Fehlten ihm die finanziellen Möglichkeiten? Wurden seine Projekte von den Obrigkeiten nicht verstanden?
Regens Wagner hielt sich nicht damit auf, sich mit Scheinhindernissen auseinanderzusetzen. Er bewegte sich wie ein Reisender zu Fuß, der den Weg über die Alpen wagt. Die Gesteinsmassen lassen sich nicht zur Seite schieben. Der Reisende Regens Wagner hatte ein Ziel vor Augen, das hinter dem Gebirge von Schwierigkeiten lag. Dort wollte er hin. Mit Bedacht wählte er die geschickteste Route, stieg über das Hindernis hinweg oder umging es. Er ließ das Hindernis allein zurück und ging seinen Weg unbeirrt weiter.
Auch in der Gegenwart sind wir mit Scheinhindernissen konfrontiert. Ausufernde Regulierung, verbunden mit enormem bürokratischen Aufwand bis hin zur öffentlichen Infragestellung von gewachsenen Strukturen der Eingliederungshilfe. Letzten Endes kommt es nur darauf an, sich nicht an Scheinhindernissen abzuarbeiten und das Ziel im Auge zu behalten, Menschen mit Beeinträchtigung eine Lebensperspektive zu geben.
In dem von Regens J. E. Wagner angesprochenen Kampf geht es um das Erkennen des „Guten“. Zu seinen Lebzeiten war die Welt in vielerlei Hinsicht klar eingeteilt. Es gab die „Gläubigen“ und die „Ungläubigen“. Es gab „Reiche“ und „Arme“. Und es gab die „Gesunden“ und die „Kranken“. In der damaligen Welt gab es aber auch die „Schwachsinnigen“, die „Geistesgestörten“ oder die „Krüppel“. Die Sprache von damals zeigt, wie Menschen ohne Behinderungen über Menschen mit Behinderungen dachten.
Dagegen hat Regens J. E. Wagner gemeinsam mit den Dillinger Franziskanerinnen angekämpft und hat Gutes bewirkt.
Heute in Zeiten von Inklusion und UN-Behindertenrechtskonvention ist es nicht immer leicht, für das Gute zu kämpfen. Vor allem dann, wenn Ideale überhöht werden und den Blick auf die Wirklichkeit verstellen. Für das Gute zu kämpfen kann deshalb heute bedeuten, den Blick zu öffnen für die Vielfalt, aufmerksam hinzuhören auf das, was das Gegenüber sagt, und sich selbst stets kritisch zu hinterfragen.